Teil 1: Im Sande verborgen

Nachdem nach längeren Diskussionen, in denen Conn nicht nur als Vermittler, sondern auch als Dolmetscher dienen musste, da Azrubals Garethi nur mäßig gut war, während Thure kein Tulamidya sprach, war es letztendlich gelungen, Alayu zu einem grünen Kleid zu überreden, dass sie nicht zu sehr in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken würde, sobald der Schneider noch ein paar kleine Änderungen daran vorgenommen hätte.
Anschließend bot er Conn, der seiner Meinung nach ohne eine Weste einfach nicht richtig angezogen war eine kunstvoll bestickte, rote Seidenweste an, und dazu gleich ein weißes Hemd, dass einfach viel mehr der gängigen Mode entsprach, als dessen eigene Kleidung, die "in Garetien sicherlich der letzte Schrei ist, Euch aber hier ganz eindeutig als fremdländischen Gast zeichnet, wenn Ihr mir die Bemerkung nicht übel nehmt, Effendi!"
Dabei war aus dem Tofall deutlich herauszuhören, dass der Schneider zwar höflich bleibe, doch dass er mit einem fremdländischen Gast ganz offensichtlich einen hinterwäldlerischen Trampel beschrieb, auch wenn er so etwas niemals laut sagen würde.
Beides zusammen, inklusive aller nötigen Änderungen, bot er Conn "für den sagenhaften Preis von gerade einmal 20 Dukaten" an.

Conn würde sich das ganze dann auch anhören, dabei immer wieder lächeln und die Sachen anprobieren.
Anschließend lässt er sich auf eine längere Diskussion mit dem guten Händler ein und schafft es sogar, seinen Preis um 50% zu drücken und geht dann mit seinen neu erstandenen Dingen gut verstaut nach draußen.

"Nun, wie sieht es aus, möchtet ihr beiden mit in die Bibliothek kommen, oder habt ihr erstmal noch etwas anderes vor?"
Fragt er dann seine beiden neuen Gefährten lächelnd, wenn sie dann vor dem Laden stehen.
Wenn er mit beiden redet würde er auch auf Isdira wechseln, damit er mit beiden gleichzeitig reden kann.

Thure sah erst eimmal Alayu zweifeln an, bevor er an sich selbst herunter und dann letzendlich Conn zweifelnd ansah, doch bevor er etwas sagen konnte hatte Alayu bereits die entscheidende Frage gestellt:
"Was ist eine Bibliothek*?"
"Das ist ein Ort, wo viele Sachen aufgeschrieben sind, Roa'râ", erklärte Thure ihr das eingestreute Garethi-Wort. Anschließend wandte er sich dann Conn zu, um ihm zu erzählen:
"Also von uns beiden kann keiner besonders gut lesen und Alayu war auch noch nie in einer Bibliothek. Ich schon, aber da haben sie mich schnell wieder rausgeworfen - also vielleicht kümmerst du dich da besser allein drum und wir erkundigen uns anderweitig nach dem Weg?"



* Ich bezweifle Mal, dass es ein Isdira-Wort dafür gibt, also behaupte ich einfach, Conn hat's auf Garethi eingestreut

"Nun ja, es war nur eine Frage."
Meint Conn dann lächelnd.
"Aber gut, da mögt ihr dann wohl recht haben, wenn ihr beide nicht besonders gut lesen könnt...
Sollen wir uns dann heute Abend nochmal zu viert treffen? Oder sollen wir und morgen wieder zum Frühstück zusammenfinden?"
Würde Conn dann noch fragen und wenn das alles geklärt ist, sich von den beiden verabschieden und zu Alwen in die Bibliothek gehen um mit ihr zusammen noch ein wenig die Karten zu studieren.

"Wir könnten uns am Stadtrand treffen, und ich mache uns ein richtiges Frühstück?", schlug Alayu mit einem sanften Lächeln vor - eine Idee, der Thure mit seiner ganzen Körpersprache sofort zuzustimmen schien, auch wenn er sich nicht gleich dazu äußerte.
"Sagst du Alwen Bescheid? Wir treffen uns dann am Südtor", stellte Alayu den Plan fertig, soweit Conn keine Einwände hatte.

Anschließend ging Conn erneut in die ihm inzwischen ja bereits bekannte Magierakademie und fand dort Alwen mit gleich fünf Karten und einem neuen Stapel von Büchern beschäftigt vor - wenn er allerdings auf die Titel achtete, konnte er feststellen, dass sie offenbar die Frage der Reiseroute bereits hinter sich gelassen hatte und inzwischen zu den magischen Werken der Akademie übergegangen war - Ringkunde für Anfänger lag mit mehreren Lesezeichen neben Alwen auf dem Tisch, während diese über eine komplizierte Abbildung in einem weiteren Werk brütete und seine Ankunft überhaupt nicht bemerkte.

"Das mit dem Frühstück klingt wunderbar. Dann sehen wir uns wohl morgen früh vor dem Südtor."
Grinst Conn dann und winkt den beiden nochmal zum Abschied.

Wenn Alwen dann nicht auf ihn reagiert, würde er sich mal Räuspern.
"Ich sehe, du bist schon ziemlich weit gekommen."
Lächelt er sie dann an.
"Kann ich dir noch bei etwas helfen?"

Alwen zuckte erschrocken zusammen, als sie aus ihren Gedanken gerissen wurde und sah erst Conn an, und dann ein wenig ertappt auf die Bücher, die vor ihr ausgebreitet waren.
"Oh, Conn, tut mir leid, ich hab dich gar nicht bemerkt ... naja, ich hab schon ein bisschen was zusammen gesucht, aber das Karten-Zeichnen überlasse ich dann doch lieber dir. Jedenfalls hab ich dann dieses falsch einsortierte Buch gefunden, und mich selbst etwas abgelenkt - aber man kann doch als Magierin keine Magierakademie besuchen, ohne sich zumindest die Grundlagen von deren Fachgebiet einmal anzusehen. Außerdem wird hier einiges zur Analyse von Artefakten in fremden Repräsentationen der Magie erklärt, das könnte möglicherweise nützlich werden, wenn wir echsische oder drakonische Hinterlassenschaften finden", verteidigte sie sich schon einmal, da sie damit rechnete, dass es Conn nicht gefallen würde, wenn sie sich mit irgendetwas beschäftigte, das nichts mit ihrer Reise in die Wüste zu tun hatte. Dabei behielt sie jedoch einen leisen Ton bei, denn auch wenn es den Bibliothekar wohl nicht stören würde, wollte sie doch die anderen Nutzer der Bibliothek nicht von der Arbeit abhalten.

"Jedenfalls habe ich drei mögliche Routen nach Mherwed ausgemacht", lenkte sie das Gespräch auf das ursprüngliche Thema, mit dem sie sich hatte beschäftigen wollen und zog eine der Karten hervor und strich diese glatt. Dort war das Tulamidenland zu sehen, von Raschtuls Turm bis zum Perlenmeer in Efferd-Rahja-Ausdehnung und von Thalusa in Richtung Praios bis hin nach Baburin in Richtung Firun.
"Hier sind wir in Khunchom", sagte sie und zeigte auf die entsprechende Stelle auf der Karte.
"Und da ist Mherwed. Wir könnten also theoretisch ein Schiff nehmen, das den Mhanadi entlang segelt, denn soweit ich das herausfinden konnte, scheint es zumindest bis nach Raschdul regelmäßigen Schiffshandel zu geben. Allerdings wird das ziemlich teuer, wenn Alayu darauf besteht, ihr Pferd mitzunehmen. Alternativ könnten wir den Fluss entlang gehen. Das wäre so ziemlich der direkte Weg, von dieser Flussbiegung hier einmal abgesehen, aber durch den Ausläufer der Gor abzukürzen erscheint mir unnütz gefährlich zu sein. Allerdings ist der Weg den Mhanadi entlang wohl über längere Strecken nur als Treidelpfad befestigt, und es gibt hier streckenweise auch recht wenig Besiedlung, wenn hier nicht viele Dörfer auf der Karte fehlen sollten. Wenn wir uns stattdessen hier im Süden halten, können wir über Chefe und Qashuk reisen, fast jede Nacht in einem Dorf übernachten und sind den allergrößten Teil der Stecke wohl auf ordentlichen Straßen unterwegs. Die Gegend ist zwar deutlich hügeliger als das Mhanadital, aber wirklich ins Gebirge würde uns dieser Weg nicht führen, daher denke ich, dass er deutlich angenehmer wäre, auch wenn er etwas länger ist."

Conn schaut dann kurz nochmal auf den Einband.
"Ja, du hast recht, das könnte uns natürlich nützen, wenn wir jemanden dabei haben, der sich von vornherein mit solchen Dingen auskennt."
Er schenkt ihr ein warmes Lächeln.
"Das ist eine gute Idee, mit der Artefaktmagie.
Thure und Alayu haben uns im Übrigen morgen früh zum Frühstück eingeladen, vor dem Südtor und sie wollten sich auch mal so nach möglichen Reiserouten umhören, da sie beide wohl nicht so bewandert im Lesen sind, machen sie das wohl aus anderen Quellen.
Ich persönlich finde die Strecke über Chefe und Qashuk klingt angenehmer, obwohl ich auch nichts dagegen habe im Freien zu nächtigen..."
Überlegt er dann noch und würde sich dann setzen, die Karte zu sich ranziehen und sein Zeichenmaterial auspacken, sowie ein großes Stück Pergament und anfangen, die Karte abzuzeichnen (15* über in Malen und Zeichnen).
"Es war im Übrigen eine ziemlich interessante Erfahrung, mit den beiden einkaufen zu gehen."
Merkt er dann noch mit einem leisen Lachen an.
"Hast du denn schon was Interessantes zur Artefaktmagie herausgefunden?"
Fragt er dann mit Neugier in der Stimme, während er geschickt die Karte abzeichnet und sogar einen Maßstab darüber legt.

"Mir wäre diese Route, abgesehen von der Schiffsfahrt auch am liebsten, aber das müssen wir wohl erst einmal mit unseren Mitreisenden besprechen", stimmte sie ihm zu. Kurz dachte sie darüber nach, was die Elfe und der Thorwaler wohl für ein Frühstück ausheckten, das vor dem Stadttor stattfinden sollte, doch da sie es ohnehin am nächsten Tag erfahren würde, und nun wenig herausfinden könnte, egal wie sehr sie grübelte, vertiefte sie sich lieber wieder in das Buch, in dem sie gerade las, während Conn zeichnete.
"Oh ja, eine ganze Menge sogar. Allerdings habe ich in meiner Ausbildung auch schon vieles über die Magica Transformamatorica gelernt - das ist die Art Magie, die unbelebte Dinge verändert, zu der auch die Thauma... die Artefaktmagie, meine ich, gehört. Daher musste ich nicht mit den absoluten Grundlagen anfangen", erzählte sie.

Nachdem Conn fertig mit der Karte war, machte sie ihn auf vier weitere aufmerksam, die sie gefunden hatte.
"Ich hab hier noch etwas mehr, auch wenn ich mir selbst nicht sicher bin, was davon wie nützlich sein wird. Das hier ist eine Übersicht über die Khom, auch wenn nicht wirklich viel darauf zu sehen ist. Die angrenzenden Gebirge sind deutlich besser dargestellt, aber dort wollen wir uns ja gar nicht lange aufhalten.
Dann habe ich hier eine Karte der Wal-el-Khomchra, des zentralen Gebirges gefunden. Die ist allerdings eher ... subjektiv und eigentlich brauchen wir ja das Hügelland südlich davon, und davon ist hier nur der nördliche Teil noch am Rand der Karte zu sehen.
Das hier ist eine Karte, die den Weg von der Oase Birscha zur Oase Keft beschreibt, und auch grob die dortigen Siedlungen wieder gibt ... das müssten, wenn ich mich nicht irre, die beiden Siedlungen und Oasen sein, die am nächsten an unserem Ausgrabungsgebiet liegen."
Während sie leiste sprach, zeigte sie Conn die jeweiligen Karten, ließ jedoch die Fünfte und letzte auf dem Tisch unerwähnt.

Er hört sich das dann auch alles mit einem konzentrierten Stirnrunzeln an.
"Ich fand es immer sehr faszinierend, wenn mein Lehrer über die Artefaktmagie gesprochen hat. Wir haben sogar viel zusammen ausprobiert mit..." Er muss kurz grinsen. "...mehr oder weniger Erfolg, meistens kam etwas ganz anderes raus, als das, was wir uns vorgenommen hatten, aber nichtsdestotrotz waren die Ergebnisse immer sehenswert."

Er schnappt sich dann auch die vier anderen Karten und zeichnet munter weiter.
"Naja, egal, ob sie viel zeigen, oder ob wir uns da lange aufhalten, ich würde sagen, haben und nicht brauchen ist besser als brauchen und nicht haben, meinst du nicht auch?
Und ich finde gerade die Karte mit den beiden Oasen ist eine sehr nützliche Entdeckung."
Er schenkt ihr dann noch ein Lächeln, dann schaut er sich die 5., bisher unerwähnte Karte an, die auf dem Tisch liegt.
"Und... was hat es damit auf sich?"
Lautet seine neugierige Frage.

Hellhörig geworden blickte Alwen von ihrem Buch auf.
"Ach ja? Was habt ihr denn so ausprobiert?", erkundigte sie sich und versuchte dabei nicht so misstrauisch zu klingen, wie sie es war. Thaumaturgie galt nun einmal nicht ohne Grund als die Königsdisziplin der Magie, und dabei völlig unerwartete Resultate zu erzielen war ... nun, gelinde gesagt würde Alwen nach dieser Aussage lieber nicht in der gleichen Stadt sein wie Conns Lehrer, wenn dieser seine Experimente machte. Ganz davon abgesehen konnte ihrer Meinung nach der Unterricht, den Conn da erhalten hatte nicht allzu durchdacht gewesen sein, wenn er derart unpräzise von 'Artefaktmagie' sprach, wie jeder dahergelaufene Abenteurer, der 'irgendein magisches Artefakt' kaufen wollte ...

Die Frage nach der 5. Karte beantwortete sie, indem sie einmal auf die Aufschrift deutete, die auf der Außenseite angebracht war: Die Stammesgebiete der Khom-Novadis.
"Da hat sich jemand einen Scherz erlaubt. Weiterhelfen wird die uns sicher nicht, aber ich habe sie erst einmal hier behalten, und den Bibliothekar später darauf hinzuweisen", erzählte sie, ohne zu erwähnen, worum es sich nun genau handelte.

"Ach, kleinere... Spielereien, wie er es nannte...
Es ging hauptsächlich um Bewegung, aber... da ich kein Magier bin habe ich immer nur zugehört und versucht das ganze zu verstehen, aber das war nicht einfach...
Naja, im Endeffekt habe ich mechanische Gerätschaften gebaut, wie Vögel und so etwas und er hat ihnen Leben eingehaucht, sie haben sich dann bewegt und so etwas, das war sehr schön und für mich damals einfach unfassbar!"
Er kriegt einen etwas wehmütigen Glanz in den Augen, als er daran zurückdenkt.
"Aber wir haben nie etwas zerstört oder etwas Gefährliches gemacht.

Nun... darf ich?"
Würde dann mal fragend auf die Karte deuten und wenn sie nichts dagegen hat, die aufmachen und anschauen.

Alwens Misstrauen Conns Lehrer gegenüber war sofort vergessen, als er von den 'Spielereien' erzählte. Sie verstand selbst nichts von Mechanik, jedenfalls nicht, wenn es über einen Flaschenzug hinaus ging, aber auf die Idee, diese dann mit der Transformatorica zu kombinieren, wäre sie vermutlich auch dann nicht gekommen, wenn sie sich mehr damit beschäftigt hätte. Der ganzen Vorstellung hatte für sie immer etwas derart zwergisches angehaftet, dass es ihr einfach nicht in den Sinn gekommen war - und dementsprechend fasziniert war sie nun von dem Gedanken.
"Das klingt tatsächlich faszinierend", stellte sie fest, riss sich dann aber wieder zusammen, um zum eigentlichen Thema ihrer aktuellen Arbeit zurück zu kommen - oder zu dem, was aus dem Versuch diese zu machen resultiert war.
"Wie gesagt, es ist nutzlos, aber wenn du möchtest", meinte sie, und ließ Conn die angebliche Karte in Augenschein nehmen.
Auf der Innenseite der Pergamentrolle befand sich allerdings keine Karte, sondern lediglich die Zeilen:

Es war einst des Kulibins Sohn
Der sprach ganz schrecklich monoton
Angeblich war er Magister
Doch war die Lehre nie trister
Das war mein Gedicht dann auch schon

"Hmm... das klingt ja sehr ominös..."
Bemerkt Conn dann.
"Weißt du, wer dieser Kulibin sein soll?"
Er überlegt auch mal eine Zeit lang (Geschichtswissen 8*)

"Klingt für mich eher nach einem sehr gelangweilten Eleven", antwortete Alwen.
"Oh ich nehme Mal an, dass es dabei um Fürst Kulibins Sohn geht - es war ein kleiner Skandal in Magierkreisen, dass er nach nach Mherwed geschickt wurde, dessen Akademie gerade erst in die Gilde aufgenommen worden war, wo doch sein Vater als Fürst von Khunchom eine der angesehensten Akademien in der eigenen Stadt beherbergt. Angeblich haben ihn die Gezeichneten persönlich zur Schule eskortiert ... Klingt so, als wäre er nun doch hier untergekommen", erzählte Alwen, was ihr dazu einfiel. Conn hatte zwar noch nichts von dem magischen Sohn der Familie gehört, dafür aber mitbekommen, dass Fürst Selo Kulibin einer der umgänglichsten Herrscher in den Tulamidenlanden sein sollte, auch wenn böse Zungen ihn sicherlich mit einer freundlichen Umschreibung als 'harmlos' tituliert hätten.

"Nun ja, anscheinend nehmen manche ihre Studien nicht so ernst, wie sie sollten, wenn sie Zeit finden, so etwas zu schreiben."
Bemerkt Conn mit einem Lachen.
"Aber dann ist es ja gut, wenn er wieder hier ist, ich... denke aber mal, so wie du das erzählst, ist da vielleicht mehr dahinter, als die Öffentlichkeit weiß, wenn er immerhin von den Gezeichneten begleitet wurde..."
Überlegt er noch ein bisschen, aber nicht wirklich voll darauf konzentriert.
"Gut, kann ich auch noch etwas machen?"

"Nun ja, du hast hier eine ganze Menge heranwachsender Magier, die jüngsten von ihnen acht Jahre alt ... Wenn nicht gerade der Examen anstehen, dann findet immer irgendwer die Zeit, Unsinn zu machen", behauptete Alwen überzeugt - es war in Festum so gewesen und sich konnte sich wirklich nicht vorstellen, dass es in Khunchom mit noch mehr Schülern nicht auch noch mehr kindlichen Unsinn zu erleben gab. Ihrer Erfahrung nach konnt man das sogar erstaunlich gut am Alter festmachen. Die Eleven waren zwar noch Kinder und öfters unkonzentriert und abgelenkt und zum Spielen aufgelegt, aber auch noch unschuldig und ein wenig eingeschüchtert von der ganzen Situation, in der sie nun lebten - denn im Grunde genommen war eine Magierakademie irgendwie schon wie eine andere Welt. Die Novizen hingegen hatten sich dann eingefunden, lernten ihre ersten Zauber und waren noch dazu ein einem besonderen Alter - während also den Eleven eher versehentliche Unfälle passierten und sie kleine Streiche in kindlichem Übermut ausheckten, waren es die Novizen, die bewusst Unfug machten. Die Studiosi hingegen waren dann viel zu sehr damit zu beschäftigt, sich auf ihre Examinatio vorzubereiten, als dass sie sich noch mit dem 'Kinderkram' der unteren Jahrgänge beschäftigen konnten. Daher auch Alwens Vermutung, dass das Gedicht von einem Eleven stammen musste - es war geschrieben. Hätte ein Novize sich so etwas ausgedacht, dann hätte er es wohl eher seinem Nachbarn zugeflüstert, und es wäre durch die ganze Klasse gewispert worden, anstatt es in einem eher wenig genutzten Teil der Bibliothek zu verstecken. Denn wenn das Risiko, erwischt zu werden minimal war, wo bliebe denn dann die Herausforderung?

"Kann durchaus gut sein - aber das war vor meiner Zeit, also habe ich es selbst nur im nachhinein mitbekommen und mich nie wirklich damit beschäftigt", meinte sie dann, was den Prinzen Kulibin anging. Als es passiert war, hatte es noch blühende Handelsbeziehungen zwischen Festum und Khunchom gegeben, und Nachrichten waren schnell ausgetauscht worden, doch sie selbst war erst nach dem Fall des Dämonenmeisters und damit nach dem Aufstieg der Heptarchien nach Festum gekommen - und die Blutige See schränkte diesen Handeln nun einmal ganz gewaltig ein, sodass Khunchom sich viel weiter entfernt angefühlt hatte, als es für vergangene Generationen der Fall gewesen war.
"Wir haben die Karten, und es ist auch schon recht spät geworden", bemerkte sie, denn tatsächlich war die Mittagshitze schon vorbei und die Bibliothek begann sich wieder zu füllen, immerhin hatte es eine ganze Weile gedauert, vier Karten ordentlich abzuzeichnen.
"Mir fällt jedenfalls nichts ein, was wir gerade noch vorbereiten sollten, bevor wir und mit Thure und Alayu auf eine Stecke geeinigt haben, aber wenn du noch etwas weißt ...?"

"Hmm, nein, prinzipiell nicht...
Einen weiteren Großteil können wir wohl erst vorbereiten, wenn wir dann am Tor zur Wüste sind...
Davor macht es für mich zumindest keinen Sinn, auch, weil wir dann viel zu viel zu schleppen hätten...
Sonst würde ich sagen, wir haben die Karten, wir haben primär mal sämtliche Informationen, die wir bekommen können und die uns nutzen.
Sollen wir für heute Schluss machen und uns dann morgen mit den beiden anderen zusammensetzen um die weiteren Möglichkeiten zu besprechen?
Wenn... wenn du magst, dann können wir auch noch was essen gehen, nachdem wir die Rolle beim Bibliothekar abgegeben haben?"

"Oh, etwas zu Essen wäre sicher nicht schlecht, aber ich würde das gerne in der Nähe erledigen und mich dann wieder hier in die Bibliothek setzen - mitten in der Wüste wird es schließlich längst nicht so viel zu lesen geben, und wenn ich schon Mal hier bin ..."
Alwen packte ihre Notizen zusammen und legte die Karten auf den kleinen Wagen für Dokumente, die wieder einsortiert werden konnten und sortierte auch ihren Bücherstapel nach Werken, die sie bereits wieder abgeben wollte und denen, mit denen sie sich den Abend über beschäftigen würde.
Anschließend griff sie nach der Rolle mit dem Gedicht, um sie dem Bibliothekar zu geben.
Allerdings war al'Manach nicht mehr an seinem Schreibtisch. Statt seiner saß dort eine Adepta, ungefähr in Alwens Alter, die von dem nun offenbar ausgetauschten Schild als Avaris Oyasunni vorgestellt wurde.

"Ich bin auch mit der Nähe zufrieden, aber ich denke, dass ich genug Bücher für die Reise dabei habe, zumindest was mich angeht..."
Er lächelt
"Ich weiß nicht, ob das was ich mit mir führe auch dir gefallen würde...
Es geht hauptsächlich um Mechanik und Alchemie..."
Er lächelt entschuldigend.
"Aber... was gibt es denn hier so in der Nähe zu essen?"

Anschließend wartet er dann, bis Alwen alles abgegeben hat.

Wenn es nach Alwen ging, konnte man eigentlich nie genug Bücher dabei haben, aber sie war als Festumer Schülerin vermutlich auch ziemlich verwöhnt in dieser Hinsicht. Doch konnte sie nicht umhin zu erkennen, dass sie, je mehr Conn von seiner Ausbildung und seinen Interessen erzählte, immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen ihnen entdeckte.
"Von Mechanik verstehe ich nicht viel, aber Alchemie interessiert mich ebenfalls sehr. Wir können ja unterwegs bei Gelegenheit Mal Rezepzte austauschen", schlug sie vor.
Sie selbst hätte sich vermutlich in de Speisesaal der Akademie setzen können, ohne dass das irgendwer in Frage gestellt hätte, doch Conn dorthin mitzunehmen, ohne dass er offiziell eingeladen worden war, erschien ihr dann doch ein wenig zu dreist.
"Ich hab gesehen, dass einige der Stände draußen etwas zu Essen anbieten", erinnerte sie sich.

"Ja, das können wir gerne machen, ich freue mich immer, neue Dinge zu lernen."
Erwiedert Conn mit einem Lächeln.
"Nun, das mit den Ständen draußen hört sich doch wirklich gut an, wollen wir dann?"
Würde er sie fragen und einfach den Arm anbieten, so, wie Mann das als wohlerzogener Junge tut.
Egal ob sie annimmt, oder nicht, wenn die beiden draußen sind, würde Conn sich einmal auf diesem Platz umsehen, was es dort alles zu essen gibt.

Alwen zögerte einen Moment, nahm dann aber Conns Arm - es war zwar seltsam, aber wenn sie tatsächlich so tun sollte, als wäre sie mit ihm verheiratet, dann sollte sie sich wohl besser gleich daran gewöhnen.
Sie hatte sich zwar richtig erinnert, dass es draußen Stände mit Essen gab, allerdings boten die meisten davon kein Abendessen, sondern Süßigkeiten an. Allerdings dauerte es nicht lange, bis sie einen Stand fanden, an dem es gebratenen Reis mit buntem Gemüse gab, denn um den zu finden, brauchten sie im Grunde nur ihren Nasen zu folgen. Der Verkäufer bot tatsächlich sogar zwei unterschiedliche Varianten an: Tulamidisch gewürzte Reispfanne und Güldenländisch gewürzte Reispfanne.
Die meisten seiner Kunden schienen aktuell die Inhaber anderer Stände zu sein, die sich auch dort zum Essen hinsetzen konnten, doch Conn und Alwen konnten noch eine freie Bank auf dem Drachenei-Platz finden, um sich ebenfalls mit ihrem Essen zu setzen.

Als Alwen zögert schaut Conn sie an.
"Du... musst nicht, wenn du nicht willst."
Er lächelt sie an, als sie den Arm dann trotzdem nimmt.
Wenn sie dann zu diesem Essensstand gehen, würde Conn für sie beide bestellen, nachdem er Alwen noch gefragt hätte: "Tulamidisch oder Güldenländisch?" Und ihr dann das entsprechende geordert hätte, für sich selbst würde er die tulamidische Würzung bestellen und sich dann mit ihr an den freien Platz setzen.
"Nun, ich denke mal, dann sind wir erstmal so gut wie momentan möglich vorbereitet, oder?"

Alwen war ganz eindeutig für die güldenländische Gewürzmischung, denn an das scharfe, tulamidische Essen würde sie sich wohl nie wirklich gewöhnen.
"Mir fällt jedenfalls nichts ein, was wir übersehen haben könnten - aber vermutlich bemerken wir dann wenn wir unterwegs sind irgendetwas, das wir völlig vergessen haben. Aber vielleicht fällt ja auch Thure und Alayu noch etwas ein, die scheinen ja recht viel Erfahrung mit solchen Reisen zu haben, da können wir morgen früh noch einmal nachfragen."
In aller Ruhe aß Alwen ihre Portion der Reispfanne, immerhin hatte sie es nicht wirklich eilig wieder in die Bibliothek zu kommen, denn auch wenn sie neugierig war, hatte sie nicht das Problem, das bald irgendwelche Prüfungen vor der Tür standen, für die sie pauken musste.